Typology of Ecstasy
Fachprojekt 1/2, AD
Prof. Frederik Künzel
LB Nina Zerbs
Mittwochs, 14:00 Uhr
Raum 212

(Sub)kulturelle Ereignisse brauchen Raum. Die progressive Veranstaltungszene kämpft um Räume und Orte für Ihre Events und findet sich meist auf temporären Restflächen wieder, informell, knapp legal. Dabei geht es bei solchen Veranstaltungen nicht allein um Raum als Hülle, sondern auch um eine räumliche Inszenierung, welche zwar simple Notwendigkeiten wie Licht, Sound, Bar, WC, Garderobe regeln muss, jedoch vor allem einen Erinnerungs- und Identitätsraum erzeugen sollte.
In diesem Fachprojekt möchten wir uns mit der Gestaltung und Umsetzung flexibler Veranstaltungsinfrastrukturen beschäftigen.
Ausgangspunkt ist die Frage, wie sich mit modularen Systemen funktionale Anforderungen, räumliche Konzepte und atmosphärische Qualitäten verbinden lassen. Ziel ist es, Strukturen zu entwickeln, die gleichermaßen technisch sicher wie gestalterisch experimentell sind und so neue Raumerlebnisse und kollektive Identität erzeugen.
Architektonische Lösungen für solche temporären Strukturen müssen über ihre funktionale Aufgabe hinausreichen. Zeitgenössische Beispiele zeigen, wie sehr innovative Rauminstallationen sozial prägend wirken können: die Hacienda in Manchester, die eine alte Industriehalle in einen kollektiven Resonanzraum elektronischer Musik und urbaner Subkultur verwandelte; die Installation von Superflex in der Tate Modern, die ein Museum für kurze Zeit in einen öffentlichen Spielplatz transformierte; oder Festivalarchitekturen, die zwischen Infrastruktur, Kunstwerk und sozialem Katalysator changieren. Sie alle verdeutlichen, dass architektonische Gestaltung neben konkreten räumlichen Aufgaben auch Atmosphären erzeugen können, die über die reine Funktion hinaus Gemeinschaftserlebnisse intensivieren.
Mit diesem Projekt werden wir mit Ihnen erproben, wie modulare Möblierungs- und Infrastrukturelemente entwickelt werden können, die sich flexibel an unterschiedliche Räume, Formate und Publika anpassen lassen. Wir möchten untersuchen, wie sich durch Materialwahl, Licht und Dunkelheit, Sichtbeziehungen und Rückzugsmöglichkeiten differenzierte Raumerfahrungen schaffen lassen – Räume, die zugleich kollektive Intensität und individuelle Intimität ermöglichen.
Gemeinsam mit dem Kulturraum Zirka und dem EventDesignbüro naiv studios wollen wir die Grenzen zwischen technischer Machbarkeit und ästhetischer Freiheit ausloten. Sicherheitsstandards und Materialzulassungen werden dabei nicht als Einschränkung, sondern als produktiver Rahmen verstanden, der Gestaltung herausfordert und präzisiert.
Das Seminar versteht sich als praxisnahe Plattform: Von der ersten Idee über den Entwurf bis zur Umsetzung werden Konzepte gemeinsam entwickelt und in einen realen Maßstab übersetzt. Im Vordergrund steht die Auseinandersetzung mit der Frage, wie Architektur Veranstaltungen prägen und neue Perspektiven auf den Raum eröffnen kann.
Erstes Treffen und Einführung:
Mittwoch, 08.10.25, 14:00 Uhr, Raum 212