Lobotomie
Master Studio, AD
Prof. Frederik Künzel,
LB Nina Zerbs
donnerstags, 14:00 Uhr
Raum N201

„Urban infrastructure is growing fast, also technology, that comes with it. In that result spatial leftovers appear. Those spaces are remarkably centrally located, they can be huge and mostly they are completely forgotten. An urban “Lobotomy” happened to them. They got detached from their original reason of existence and use. Our aim is to develop new connections to the city and its public realm for those spaces. With a very distinct new function and program they could express a new and extraordinary architectural character."
In diesem Masterstudio möchten wir das Potenzial von „Resträumen“ der urbanen Infrastruktur untersuchen. Insbesondere in und um Schienenstränge (U- und S-Bahn inbegriffen) liegen ehemalige Wartungsflächen und Leergleise brach. Diese Räume liegen erstaunlich zentral, sind meist riesig, aber völlig in Vergessenheit geraten. Sie bieten ein enormes Potential an neuen Nutzungsmöglichkeiten, weit über ihre ursprüngliche Funktion hinaus.
Diese Resträume haben eine Art urbane „Lobotomie“ erfahren – eine Entkopplung von ihrer ursprünglichen Funktion. Rem Koolhaas beschreibt dieses Phänomen für Architektur der Gegenwart in seinem Werk „Delirious New York“, eine polemische Erforschung Manhattans, welche zuerst 1978 erschien.
Die Räume, welchen wir uns widmen wollen, wurden für spezifische Zwecke geschaffen, doch durch sich ständig ändernde Anforderungen an Infrastrukturbauwerke und technische Neuerungen sind viele von ihnen schlicht weg nicht mehr notwendig. Was bleibt, sind leere, physische Strukturen ohne klare Nutzung, die im Stadtgefüge weiterexistieren, aber meist keine aktive Rolle mehr spielen.
Auch programmatisch lassen sich Parallelen zu Koolhaas’ Betrachtung des Wolkenkratzers ziehen, dessen Fassade oder äußere Gestalt keinerlei Rückschluss auf seine innere Nutzung zulässt. So verhält es sich auch mit diesen Räumen: Sie sind auf Straßenniveau nicht als potenzielle Nutzflächen lesbar, sondern verschwinden im urbanen Gefüge, obwohl sie allein wegen ihrer Größe enorme Potenziale bergen.
Verkehrsräume, die ursprünglich für eine rein funktionale Nutzung konzipiert wurden sind von fehlender Orientierung und wenig ästhetischem Anspruch geprägt. Doch gerade diese Strukturen – von Wartungsflächen, über ungenutzte Gleise bis hin zu stillgelegten Bereichen – bieten die Möglichkeit, durch ihre Größe und Lage, gestalterische und strukturelle Interventionen und neue Perspektiven zu entwickeln. Besonders in der Nähe von U-Bahn-Stationen und anderen wichtigen Infrastrukturpunkten, die zentrale Lagen im städtischen Kontext einnehmen, eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten für Nutzungskonzepte.
Das Ziel dieses Projekts ist es, mit Ihnen zusammen innovative Erschließungen für diese „Resträume“ oder „Räume dazwischen“ zu erarbeiten. Durch die bewusste Neuprogrammierung dieser von ihrer ursprünglichen Funktion losgelösten Orte sollen neue Architekturen entstehen, die sowohl funktionale und soziale Mehrwerte bieten, zur nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen und eine ganz neue Ästhetik entfalten können.
Erstes Treffen und Einführung:
Donnerstag, 20.03.25, 14:00 Uhr, Raum N201