Mapping Former Yugoslavia
Theorie 1, AD
LB Nina Zerbs
Freitags, 10:00 Uhr
Raum N014

Das ehemalige Jugoslawien ist ein Laboratorium gesellschaftlicher und architektonischer Experimente. Zwischen föderaler Ordnung, sozialistischer Moderne, internationalem Wiederaufbau und religiöser Pluralität entwickelte sich ein architektonisches Erbe, das bis heute zwischen Erinnerung, Umnutzung und Vergessen oszilliert. Diese Bauten und Stadträume sind nicht nur historische Zeugnisse, sondern auch Projektionsflächen aktueller Debatten über kollektives Eigentum, Gemeinwohl und die Rolle von Architektur in Transformationsprozessen.
Im Theorieseminar Mapping Former Yugoslavia steht die analytische Auseinandersetzung mit diesen Räumen im Vordergrund. Anhand einer Exkursion nach Pristina und Skopje untersuchen die Studierenden, wie Architektur als Ausdruck politischer Systeme und gesellschaftlicher Umbrüche verstanden werden kann. Die Analyse erfolgt über typologische Kategorien – von föderalen Institutionen über Wohnanlagen und Hotels bis hin zu religiösen Stätten und Infrastrukturen. Diese Kategorien werden als theoretische Raster verstanden, mit denen sich die Vielschichtigkeit jugoslawischer Stadtentwicklung erfassen lässt. Ergänzt wird die Arbeit durch Inputs lokaler Expert:innen, die eine kritische Distanz zu westlich geprägten Perspektiven eröffnen.
Die Methodik verbindet kollektives Mapping, zeichnerische Dokumentation und textliche Reflexion. Zeichnen dient hier nicht nur der Abbildung, sondern als Werkzeug des Nachdenkens, der Schichtung und der kritischen Lesart. Ziel ist nicht die Entwicklung neuer Entwürfe, sondern die theoretische Einordnung architektonischer Phänomene in historische, politische und kulturelle Kontexte.
Das Seminar folgt einer klaren Struktur: In der Vorbereitung entwickeln die Studierenden konzeptionelle Werkzeuge und eine gemeinsame visuelle Sprache. Während der Exkursion werden ausgewählte Orte vor Ort dokumentiert, diskutiert und im Austausch mit Expert:innen kontextualisiert. In der Nachbereitung schließlich werden die Beobachtungen und Analysen zu Texten, Zeichnungen und Karten verdichtet.
Die Ergebnisse münden in einer kollektiven Publikation, die die unterschiedlichen Perspektiven und Kategorien zusammenführt. Damit wird nicht nur ein wissenschaftliches Dokument geschaffen, sondern auch ein Beitrag zur aktuellen Auseinandersetzung mit Architektur als Medium zwischen Utopie und Pragmatismus.
Erstes Treffen und Einführung:
Freitag, 10.10.25, 10:00 Uhr, Raum N014