Wind – Re-Use mit Weitblick. Vom Windrad zum Aussichtsturm
Master Studio, AD
Prof. Ruth Berktold
Prof. Dr.-Ing. Natalie Eßig
LB Catharina Fontanari
Dienstags, 11:45 Uhr
Raum N113

Die Energiewende und nachhaltiges Bauen sind in aller Munde! Doch was heißt das? Klimagerechtigkeit? Zukunftsfähigkeit? Zirkuläre Infrastrukturen? Oder vielleicht einfach weniger bauen? Mit den Methoden „Re-Duce, Re-Use, Re-Cycling und Re-Pair“ beschäftigen wir uns daher in diesem Masterstudio.
Denn Gebäude und unsere Infrastruktur haben einen maßgeblichen Einfluss auf Umwelt, Klima und Lebensqualität. Wären vielleicht Suffizienzansätze wie zukunftsfähige Revitalisierungen und die Sanierung des Bestands nicht nachhaltigere Lösungen als die stetige Forderung nach Neubauten? Sollten nicht Themen wie „Graue Energie“ oder „Umbaukultur“ stärker in den Entwurf mit einbezogen werden? Wichtig hierbei sind nicht nur die Energieeffizienz, sondern auch Themen des zirkulären und ressourceneffizienten Planen und Bauens (Weiterverwertung, Wiederverwendung, Rückbaubarkeit und Recyclingfähigkeit) im Hinblick auf den gesamten Lebenszyklus. Denn in Zeiten der Energiewende gewinnen nachhaltige Konzepte zur Weiternutzung bestehender Infrastruktur zunehmend an Bedeutung.
Wichtige Infrastrukturanlagen zur Steigerung der erneuerbaren Energien ist die Windenergie. Doch Windenergieanlagen werden oft kritisch diskutiert. Dabei hat die Windkraft bereits eine langjährige Geschichte. Doch der technologische Fortschritt der letzten Jahrzehnte hat aber auch vor der Windenergieerzeugung keinen Halt gemacht. Unter dem Motto des „Repowerings“ können ältere, leistungsschwache Energieerzeugungsanlagen durch neue, effizientere Modelle ersetzt werden. Aktuell werden die ersten errichteten Windkraftanlagen zurückgebaut und durch neue Anlagen ersetzt.
Doch was passiert mit stillgelegten Windrädern? Warum werden Windkraftanlagen abgeschaltet und demontiert und nicht einfach weitergenutzt oder umstrukturiert?
Genau diesen Fragen widmet sich das Masterstudio am Beispiel zweier stillgelegter Windräder. Die bereits im Jahr 2001 errichteten Windräder auf dem Bretzenstein im Itzgrund waren zwar nicht die ältesten Bayerns, aber mit die ersten Windräder in Franken. Auf Basis des Repowerings konnte nun im Jahr 2025 ein neues Windrad errichtet werden und die beiden alten Windräder wurden stillgelegt und sollen zurückgebaut werden. Die Gründe hierfür sind theoretisch nachvollziehbar: die neue Windkraftanlage mit einer Höhe von 246 Metern und einer Leistung von 5,6 Megawatt wird jährlich 11.800.000 kWh grünen Strom erzeugen. Doch dafür müssen die zwei bestehenden Windräder (Höhe 100 Meter, Leistung von jeweils 1,5 Megawatt) aufgrund von technischer Überalterung und verringerter Wirtschaftlichkeit stillgelegt und zurückgebaut werden. In der Praxis muss aber hinterfragt werden, warum Windräder, die bereits seit vielen Jahren der umweltfreundlichen Stromerzeugung dienten nicht einfach weitergenutzt und zusätzlich Neubauten errichtet werden können. Auch wird die „Grauer Energie“ für den Aufbau und Abbau der Windenergieanlagen nicht eingerechnet. Anstatt die Anlage kostenintensiv zurückzubauen, soll im Studio daher ein alternatives Nutzungskonzept entwickelt werden.
Ziel des Studios ist es daher, den nicht mehr funktionsfähigen Windrädern eine neue Nutzung zu geben und in einen Aussichtsturm umzuwandeln. Zudem soll der Bretzenstein in ein Info-Zentrum für erneuerbare Energien ausgebaut werden. Hierfür soll ein Sanierungs- und Umnutzungskonzept erstellt werden. Zudem besteht die Möglichkeiten aufzustocken, anzubauen und die Windräder und das Gelände neu zu strukturieren. Es werden zirkuläre Bauweisen und „Graue Energie“ im Hinblick auf Umweltauswirkungen im gesamten Lebenszyklus untersucht und kritisch hinterfragt.
Die Grundidee des Umbaus bestand darin, die vorhandene Turmstruktur zu erhalten und sie in eine öffentlich zugängliche Plattform zu verwandeln. Die Höhe des Windrads bietet ideale Voraussetzungen für einen Aussichtspunkt mit weitem Rundblick über die Landschaft. Der neue Aussichtsturm soll nicht nur als Attraktion für Besucherinnen und Besucher dienen, sondern auch als Ort der Umweltbildung. Neben der Aussichtsplattform sollen ein Infozentrum und ein Lehrpfad für erneuerbaren Energien, Klimaschutz und regionaler Flora und Fauna errichtet werden. Das Studio soll zeigen, wie technische Infrastruktur nach ihrem ursprünglichen Nutzen einer neuen, sinnvollen Verwendung zugeführt werden kann – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Solche Projekte könnten in Zukunft häufiger realisiert werden – insbesondere im Rahmen der Rückbauwelle älterer Windkraftanlagen in Deutschland.
Im Rahmen des Studios werden Exkursionen zu bereits umgesetzten Aussichtspunkten, Windkraftanlagen und Energiezentren durchgeführt.
Erster Termin und Einführung:
Dienstag, 07.10.25, 11:45 Uhr, Raum N113