Brusselization, Vélorution und jetzt?
Masterstudio, UD, Auslandsprojekt
Prof. Johannes Kappler
Prof. Jochen Specht
Donnerstags, 10:00 - 17:15 Uhr
Raum 211
Im Städtebau ist Brüssel eines der bekanntesten Beispiele für eine rücksichtslose und ungehemmte Überformung einer historischen Stadt. Zahllose Abrisse, großmaßstäbliche Neubauten und weitreichende Infrastrukturmaßnahmen haben in den 1960er und 1970er Jahren die Stadt in kurzer Zeit weitreichend verändert. Die protestierende Bevölkerung und einzelne Fachleute, wie z. B. der luxemburgische Postmodernist Léon Krier, prägten für diese Vorgangsweise einen neuen Begriff: Brusselization.
Während der Umgang mit diesem Erbe Brüssel noch immer vor große städtebauliche Herausforderungen stellt, ist die heutige Stadtentwicklung dominiert von einer ähnlich weitreichenden Entwicklung: der autofreien Innenstadt. Unter dem Schlagwort der Vélorution wird die Verkehrswende so konsequent und weitreichend umgesetzt wie in kaum einer anderen europäischen Stadt.
Im Spannungsfeld dieser Entwicklungen bearbeiten die Studierenden einen typischen Block der Brüsseler Innenstadt – mit einer Blockrandbebauung aus Wohngebäuden und einem großmaßstäblichen Parkhaus aus den 1970er Jahren im Blockinneren.
Jede Studierendengruppe (Bearbeitung paarweise) entwickelt ein Konzept für die Nachnutzung des Parkhauses unter optionaler Einbeziehung einzelner oder aller Wohnhäuser des städtebaulichen Blocks. Die konzeptabhängige Abwägung und Festlegung der baulichen Eingriffe (Abbruch, Anbau, Weiterbau, Transformation etc.) ist unter Berücksichtigung städtebaulicher, architektonischer, räumlicher, sozialer, ökologischer und technischer Aspekte ein wesentlicher Teil der Aufgabenstellung.
Dabei legt das Studio einen besonderen Fokus auf Methoden und Strategien, die zur Entwicklung eines schlüssigen, nachvollziehbaren und für die architektonische Weiterbearbeitung belastbaren Narrativs benötigt werden. Ziel des Semesters sind architektonische Entwürfe, die in ihrer Bearbeitungstiefe Aussagen und Darstellungen zu konstruktiver Struktur, räumlicher Wirkung und atmosphärischer Qualität treffen und sich auch auf vergleichbare Situationen in anderen europäischen Städten übertragen lassen.
English:
Brusselization, Vélorution und now?
The City of Brussels is a perfect reference example for the ruthless transformation of the European cities in the postwar era. This period is now followed by another important urban development: the car-free city center. In this context students of this masterstudio will work on a strategy for the future of a typical city block with a perimeter of residential and commercial buildings and a large-scale parking garage from the 1970ies in the inner courtyard.
Erstes Treffen und Einführung: Donnerstag 12. Oktober 2023, 10:00 Uhr, Raum 211