Nicht ganz Engadin
Entwurf 5, AD
Prof. Sebastian Multerer
Dienstags, 14:00 Uhr
Raum 207

Leicht ist es nicht mit der Natur; schon gar nicht, wenn man zu ihr zurück will.Denn wohin könnten wir da wollen? Die uns geläufige „natürliche“ Umwelt ist weithin Kultur. „Natur“ ist Natur von uns. Hermann Czech aus „Eine Strategie für das Unplanbare“ 2003aus dem Buch Ungefähre Hauptrichtung
Unter den Begriffen Um- und Weiterbauen versteht man nicht nur mehr die Auseinandersetzung mit Gebautem, sondern auch die Beschäftigung mit dem das Gebäude umgebenden (Natur-)Raum. Wir wollen gemeinsam in diesem Semester diese ganzheitliche Annahme genauer betrachten. Wir analysieren und untersuchen, adaptieren und justieren, collagieren und überlagern anhand eines gebauten Beispiels aus den 1960er Jahren diese Zusammenhänge mit dem Wissen, dass wir heute besitzen. Gleichzeitig wollen wir auch die vorgefundene Idee des Wohnens überdenken und anhand von Eingriffen in unsere Zeit überführen.
Zwischen 1960 und 1970 erschließt die Stadt München aufgrund der immer weiter zunehmenden Bevölkerungszahlen neue Gebiete. In Schwellenbereichen am damaligen Stadtrand entstehen groß angelegte Wohnanlagen, bei denen die infrastrukturelle Erschließung stark im Mittelpunkt steht. Ergänzt durch Schulen, Einkaufszentren und Sportanlagen bilden sie autarke Stadteilzentren. In ihrem Duktus ähneln sich die Gebiete stark, bis dahin gehend, dass man fast identische städtebauliche Motive und Anordnungen entdecken kann. Aus heutiger Sicht scheinen die Bewertungen und Beziehungen, die vor 50 Jahren verheißungsvoll gewesen sein mögen nicht mehr ganz so tragfähig. Die großmaßstäblichen Wohnbebauungen, die von Grünflächen umgeben sind schaffen es nur in seltenen Fällen einen städtebaulichen Bezug zum Straßenraum aufzubauen.
Unser Wohngebäude Engadiner Str. 52 in Fürstenried West - zwischen A95 und Garagen gelegen - ist ein typisches Beispiel für diese Zeit.
Wir nähern uns dem Wohngebäude und seinem Kontext unvoreingenommen und nehmen das Bestehende präzise auf. Wir wollen das Gebäude nicht „klassisch“ sanieren, sondern vielmehr ganzheitliche Methoden und Lösungen innerhalb des Entwurfsprozesses identifizieren, die eine Verbindung des baulichen Bestands mit den Fragestellungen unserer Zeit finden. Zwischen neuen gemeinschaftlichen und flexiblen Wohnvorstellungen innerhalb des Bestandes und der Beziehung des Objektes zu seinem Außenraum wollen wir uns ein breites Spektrum öffnen, das nicht auch zuletzt Antworten auf die Frage der architektonischen Überarbeitung der Fassaden gibt. Um nicht in konventionelle Entwurfsmuster zu fallen, werden wir den Bestand und uns selber im ersten Drittel des Semesters mit Referenzen konfrontieren, die andere Blickwinkel und im besten Fall auch Widersprüche erzeugen.
Die Aufgabe kann als Einzel- oder Gruppenarbeit bearbeitet werden.
Erstes Treffen und Einführung:
Dienstag, 07.10.25, 14:00 Uhr, Raum 207