„Omahaus V“
FWP 1, AD
Prof. Dr. Luise Rellensmann
Dienstags, 17:30 Uhr
Raum 413
„[I]t has been masculine values and perception, that have tended to dominate how heritage has been defined“ schreibt Laurajane Smith in ihrem Text über Gender, Heritage and Identity.
Die längste Zeit wurde die Architekturgeschichte und damit auch was heute als kulturelles Erbe bewahrt wird von Männern bestimmt. Die Welterbetitel für das Werk von Le Corbusier (2016) und Frank Lloyd Wright (2019) mit ihren ikonischen Bauwerken bestätigen die anhaltende Fokussierung auf heroische Architekturerzählungen. Was Geschlechtergerechtigkeit anbelangt, stehen die Architekturgeschichtsschreibung und die Denkmalpflege noch am Anfang.
In dem Seminar bewegen wir uns weg von üblichen kunst- und architekturwissenschaftlichen Hierarchisierungen im kulturellen Erbe und richten unseren Blick auf Orte, die auf Grundlage einer „Beziehungstypologie“ (Enkelkind-Großmutter) ausgewählt werden: Wir analysieren die kulturelle Bedeutung des Zuhauses unserer Großmutter und betrachten dessen vielfältige soziale und emotionale Zusammenhänge. Strukturell bedingt haben Frauen eine besonderen Bindung zu den Alltagsorten, die wir Zuhause nennen. Kindheitserinnerungen sind in der Regel stark matriarchal geprägt, „Omahäuser“ bilden insofern Counternarrative zu dem hegemonialen und patriarchalem Erbe institutionalisierter Denkmalpflege und Architekturgeschichtsschreibung.
Im Rahmen der Auseinandersetzung rücken wir andere Werte und Betrachtungsweisen von Architektur – wie Erinnerungen und Affekte – in den Vordergrund, um die Verwobenheit von immateriellen und materiellen Aspekten kulturellen Erbes zu begreifen. Wie haben unsere Großmütter die Architektur und das Zusammenleben, das (be-)nutzen der Räume geprägt? Der persönliche Bezug erlaubt uns unterschiedliche Quellen zu befragen, um die Konstruktion von Erbe nachvollziehen zu können. Gemeinsam durchlaufen wir verschiedenen Rechercheübungen zum eigenen „Omahaus“ und befassen uns mit unterschiedlichen kritischen und feministischen Konzepten zu Erbe und Architektur. Abgabeleistung ist eine indidviduelle, experimentelle Ausarbeitung, welche über die Bausubstanz und deren stilistische Merkmale hinausgehen soll.
Erstes Treffen und Einführung:
Dienstag, 08.10.24, 17:30 Uhr, Raum 413