KICK IT
Entwurf 5, AD
Prof. Frederik Künzel
Mittwochs, 14:00 - 17:45 Uhr
Raum 208
Giesing ist eines der wenigen Münchner Viertel, welches sich selbst gerne als Arbeiterviertel bezeichnet. Der Stadtteil um das 1860er Stadion ist hervorragend mit öffentlichen Verkehrsmitteln an die Stadt angebunden und verfügt über eine ausgezeichnete Nahversorgung. Daher ist es kein Wunder, dass auch hier der für München typische hochkommerzielle Entwicklungsdruck zunimmt. Angesichts des Konfliktpotentials stellt sich die dringende Frage, wie sinnvolle Nachverdichtung von Wohnraum möglich ist, ohne damit den ursprünglichen Charme des Viertels zu zerstören.
Das kurze Stück der Martin-Luther-Straße bietet alles, was ein bayrisches Wohnviertel braucht: Kirche, Bier und Fußball. Und noch mehr soll entstehen. Großmaßstäblich agierende Architekturbüros wie ASW und Sauerbruch und Hutten offenbaren bereits ihre ambitionierten Pläne (Hospitzbau, Martin Luther Strasse 12, 50 Luxuswohnungen, Martin Luther Strasse 9).
Mittendrin liegt das magische Dreieck des Grünspitz. Dieses unbebaute Stück Giesing ist wild umstritten, viel diskutiert und politisiert worden. In den verschiedenen Debatten werden unterschiedlichste Begriffe für den Ort gehandhabt. Diese gehen von Brache über Platz, von Gemeinschafts- oder Veranstaltungsfläche bis hin zum urbanen Grünraum. Die Diskussionen finden selbstverständlich vor dem Hintergrund des Bebauungs- und damit Investitionspotentials statt.
Natürlich muss der Grünspitz erhalten bleiben. Das Grundstück ist nun im Besitz der Stadt und unter der programmatischen Obhut des Vereins „GreenCity“. Hierdurch wird eine Vielzahl von Veranstaltungen, Aktionen und Experimenten initiiert, welche für die soziale Kohäsion und Identität des Viertels enorm wertvoll sind.
Schaut man sich die ausgewiesene Fläche einmal genauer an, wird deutlich, dass nur ca. ein Drittel des gesamten Grünspitz öffentlich zugängig ist und der Rest von Behelfsbauten, Abstands- und Lagerflächen geprägt ist. Das unübersichtliche Dickicht der verschiedensten Linienarten im Bebauungsplan bestätigt dies.
In einem ersten Schritt Ihrer Intervention sollen Sie den Raum zwischen Tegernseer Landstraße und Martin-Luther-Straße als Ganzes betrachten. Fernab der juristischen Grenzen und kommerziellen Belange sollen Sie beurteilen, welches Potential dieser Ort wirklich birgt. Sie werden schnell feststellen, wieviel Möglichkeiten dieses Stück Stadt bietet, wenn man die gegebenen Abstandsflächen, Ver- und Entsorgungsflächen, Straßenprofile und Parkstreifen für einen Moment außer Acht lässt und die Sache in einem nächsten Schritt nach den Kriterien räumlicher Qualität neu ordnet.
Sie werden so Entwürfe erarbeiten, die zeigen, dass sozial zuträgliche Nachverdichtung und urbanes Grün gemeinsam entwickelt werden können und die räumliche Verknüpfung der beiden Programme ein ganz neues Potential bietet. So könnte der Grünspitz vielleicht sogar zu einer ganz neuen Art der Identität für Giesing werden.
Erstes Treffen und Einführung: Mittwoch, 11. Oktober 2023, 14:00 Uhr, Raum 208