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Helmuth Wolff – Ein jüdischer Architekt in München
Neue Ergebnisse eines Forschungsseminars Ausstellung: 16.10.–11.11.24 Eröffnung: 16.10.24, 17:30 Uhr Lichthof, Karlstraße 6
16/10/2024
Neue Forschungen und Arbeiten von Studierenden im Masterstudiengang „Architektur“ zum jüdischen Architekten Helmuth Wolff (1895–1940) | Prof. Dr. Karl R. Kegler
Das Werk des heute vergessenen jüdischen Architekten Helmuth Wolff gehört zu den wenig bekannten Kapiteln der Münchner Architektur. Um 1927 realisierte der erst zweiunddreißigjährige Wolff in den Stadtteilen Bogenhausen und Untergiesing große urbane Wohnblöcke. Seine durchdachten und innovativen Wohnanlagen stehen zwischen Moderne, Art Deko und Münchner Tradition. Neben Großaufträgen zählen Villen und Kinos zu seinem Werk.
Die Weltwirtschaftskrise und die Machtübernahme der Nazis bereiteten der Karriere des jungen Architekten ein jähes Ende. Wolff und seine Frau emigrierten 1933 in die Niederlande, gründeten dort ein Foto-Atelier und wurden zu Pionieren der Farb- und Kleinbildfotografie. Als die deutsche Wehrmacht Amsterdam besetzte, beging Helmuth Wolff 1940 Suizid.
Die Ausstellung im Lichthof der Baufakultäten Karlstraße 6 dokumentiert neue Ergebnisse eines Forschungsseminars an der Hochschule München. Wolffs Münchner Bauten wurden von angehenden Architektinnen und Architekten dokumentiert und ihre gebauten Qualitäten in Zeichnungen und Modellen herausgearbeitet. Neu sind Befunde zu architektonischen und historischen Details sowie zu bisher unbekannten Bauten. Dazu zählt die Analyse des doppelten Erschließungssystems, das Wolff für die gut situierten Bewohner und das Hauspersonal in einer gehobenen Wohnanlage in Bogenhausen errichtete. In der Cannabich- und Vossstraße in Untergiesing überbaute Wolff in den 1920er Jahren den wasserreichen Auer Mühlenbach. Ein Aspekt der Verfolgung und Ermordung der Münchner Juden wird in der Analyse eines Mehrfamilienhauses in der Cannabichstraße deutlich, das von jüdischen Familien bewohnt wurde. Wolff war während der Weltwirtschaftskrise auch Architekt und Betreiber mehrerer Kinos, die in der Ausstellung erstmals dokumentiert werden. Abgerundet wird die Präsentation durch die Analyse zweier Villen, die zum Frühwerk Wolffs gehören.
Die Forscherinnen und Forscher danken allen, die das Seminar unterstützt und die Recherchen zu Helmuth Wolff möglich gemacht haben.
Die Ausstellung steht allen Interessierten offen.