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Bauen und Planen im Nationalsozialismus

Abschluss und Publikation des Forschungsprojekts "Raumplanung und Gewalt" von Dr. phil. Karl R. Kegler und Dr. Alexa Stiller.
21/06/2023
Seit Mai 2023 liegt eine umfassende Dokumentation zu "Planen und Bauen im Nationalsozialismus" vor, an dem die Hochschule München mit einem Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der Raumplanung im NS-Staat beteiligt ist. Das zwischen 2019 und 2022 von Prof. Dr. Karl R. Kegler und der Zürcher Zeithistorikerin Dr. Alexa Stiller geleitete Teilprojekt ist der Raum- und Germanisierungsplanung in den von NS-Deutschland während des Zweiten Weltkrieges besetzten Gebieten Osteuropas gewidmet. Eine Ausstellung im Lichthof der Baufakultäten in der Karlstraße informiert aktuell über die Forschungsergebnisse und präsentiert die vierbändige, 1.300 Seiten umfassende Publikation. Sie ist Ergebnis einer breit angelegten Ausschreibung des Bundesinstitutes für Bauwesen Städtebau und Raumforschung (BBSR) zur Geschichte von Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen während der NS-Diktatur.
Raumplanung ist eine Disziplin, die in Deutschland erst in der Mitte der 1930er Jahre als staatliche Aufgabe organisiert wurde. Der Zweite Weltkrieg erlaubte den deutschen Planungsexperten den Zugriff auf Menschen, Wirtschaft und große Territorien im Osten, die teilweise annektiert und in das Deutsche Reich eingegliedert wurden. Planungsziel war, diese Territorien mit einer homogenen deutschen Bevölkerung neu zu besiedeln. Die Raum- und Bevölkerungsplaner diskutierten in konkurrierenden Gutachten verschiedene Wege, um diese Vorgabe effizient umzusetzen. Siedlungsstruktur, Verwaltungsgliederung, Wirtschaft und Landschaft der betreffenden Gebiete sollten umgebaut werden, um den Ansprüchen deutscher Neusiedler gerecht zu werden. In der Arbeit der Raumplaner spielten Effizienzdenken, Statistiken und die Visualisierung durch Karten eine besondere Rolle. Der einheimischen Bevölkerung wurde ihr Besitz weggenommen; sie wurde vertrieben, zur Zwangsarbeit herangezogen oder ermordet. Eine große Anzahl von Menschen wurde Opfer staatlich verordneter Gewalt. Die beteiligten NS-Raumplaner setzten nach dem Krieg in der Bundesrepublik weitgehend bruchlos ihre Karrieren fort.
Aktuell läuft in der Berliner Akademie der Künste am Pariser Platz eine Ausstellung, die auf den Ergebnissen des Forschungsprojektes aufbaut. Ausstellung und Publikation wurden im April von Bundesbauministerin Klara Geywitz der Öffentlichkeit vorgestellt.
Mikrovernissage zur Mikroausstellung:
Wann: Mittwoch, 21.06.2023 - 17:15 Uhr
Wo: Lichthof der Baufakultäten, Karlstrasse 6, 80333 München
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kk